Das Simbacher Bahnhofsgebäude

Das Bahnhofsgebäude aus östlicher Richtung gesehen, um 1905

Das Bahnhofsgebäude aus östlicher Richtung gesehen, um 1905

Die Entscheidung, den bayerisch-österreichischen Grenzbahnhof auf der Strecke zwischen München und Wien auf bayerischer Seite – und damit in Simbach – zu bauen, hatte zur Folge, dass das Erscheinungsbild der Gemeinde um einen imposanten Bahnhofsbau bereichert wurde. Das Gebäude wurde in den Jahren 1870/71 errichtet und war damals der viertgrößte Bahnhof Niederbayerns.

Typisch für die zahlreichen Simbacher Eisenbahn-Bauten wurde auch der Bahnhof ganz in Backstein aufgeführt. In seiner Frontansicht ist er symmetrisch angelegt, mit einem dreigeschossigen zentralen Gebäudeteil und zwei zweigeschossigen Flügelgebäuden, die mit dem zentralen Gebäudeteil durch zwei eingeschossige Bauten verbunden sind.

Die symmetrische Anlage des Bahnhofsgebäudes war dadurch begründet, dass in ihm sowohl bayerische als auch österreichische Beamte ihren Dienst taten und die Einrichtung als Grenzbahnhof somit in einen bayerischen und einen österreichischen Teil getrennt war. Deshalb gab es auch nicht einen zentralen Bahnhofseingang – im Zentrum befand sich vielmehr eine Pergola, ein halbkreisförmiger Säulengang, an dem Grünpflanzen emporrankten –, sondern zwei gleichberechtigte Portale, die sich jeweils in dem eingeschossigen Verbindungsbau befanden. Gekrönt wurde der jeweilige Eingangsbereich durch zwei Uhren, die sich auf dem Dach über den Portalen befanden. Der östliche Flügel gehörte den Österreichern, im westlichen hatten sich die bayerischen Beamten eingerichtet.

Auch im Innenbereich setzte sich die Symmetrie zum Teil fort, wenn die Raumaufteilung im Einzelnen auch voneinander abwich. So wurde der österreichische Teil beherrscht vom Gemeinschaftlichen Zollrevisions-Saal. Heute befindet sich dort der Wartesaal. Wo heute der Verkaufsschalter untergebracht ist, war damals das österreichische Gepäck-Büro. Die Fahrkarten erhielt man gleich rechts neben dem Eingang. Die Verwaltungsbüros der Kaiserin-Elisabeth-Bahn nahmen das gesamte östliche Flügelgebäude ein.

Die beiden Eingangshallen direkt hinter den jeweiligen Portalen wurden verbunden durch einen langen Korridor, über welchen der Austausch zwischen den bayerischen und österreichischen Beamten stattfand. In beiden Gebäudeteilen befand sich außerdem ein Lichthof, wobei der östliche doppelt so groß war wie der westliche. Das Erdgeschoß des Zentralgebäudes wurde gegen den Bahnsteig hin durch eine Restauration I. und II. Classe sowie durch je einen Wartesaal für Reisende 2. und 3. Klasse eingenommen. Hier wurde also noch genau zwischen der Rangstufe der Reisenden getrennt. Für allerhöchste Herrschaften, die etwa mit dem Orient-Express durch Simbach kamen und dort wegen des Fahrwechsels zwischen Bayern und Österreich etwa eine Stunde verbringen mussten, war ein eigenes Aufenthaltszimmer eingerichtet worden, zu dem auch ein Cabinet gehörte.

Auch auf der bayerischen Seite befand sich das Billetbüreau direkt rechts neben dem Eingang. Zur linken Hand waren, bis zum Bau eines eigenen Postamtes 1907/08, die Briefpostlocale untergebracht. Das Fahrpostbüro befand sich in Richtung Bahnsteig. Das westliche Flügelgebäude war mit den Büros der bayerischen Beamten besetzt.

Heute hat das Gebäude viel von seiner ursprünglichen Funktion verloren. Viele Räumlichkeiten des Bahnhofs, in dem einmal bis zu 700 Menschen arbeiteten, werden nicht mehr entsprechend genutzt. In den 1930er Jahren wurde das Backsteingebäude verputzt. Ansonsten hat sich an seinem ursprünglichen Bild aber nicht viel geändert. Seinen Charakter soll das Stadtbild prägende Bauwerk jedenfalls auch nach der ab 2009 durchgeführten Renovierung behalten.  (jk)

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