Simbachs Bierbrauereien

Neben vielen anderen Handwerken und Unternehmen, die zum Leben einer Gemeinde gehörten und gehören, hat auch das Bierbrauen eine lange Tradition in Simbach. Heute verweist nur noch das -bräu im Namen von zwei Wirtshäusern auf diese Vergangenheit, doch die Herstellung dieses so schmackhaften Lebens- und Grundnahrungsmittels geht sehr weit zurück:

Schon um 1500 wird in einer Steuerliste ein Lienhart Kuefner als Inhaber eines Preustadls, also einer Brauerei, in Simbach genannt. 1532 war dann ein Hans Preu, dessen Name sich sicherlich von seiner Tätigkeit herleitet, Besitzer eines Bräustadels, der der Erlacher Kirche unterstand. Auch ein Braunauer Bürger, Lucas Dörfl, der mehrere Häuser in Simbach besaß, betrieb zu dieser Zeit den sogenannten Thoman Bräu auf Simbacher Boden.

Vor allem Braunauer Bürger brauten damals in und um Simbach Bier. Das hing damit zusammen, dass in der eng bebauten Stadt Braunau wegen großer Brandgefahr die Auflagen für die Errichtung einer Brauerei sehr hoch waren. Man wich daher auf das dünn besiedelte andere Innufer aus, um das beliebte Getränk herzustellen. 1592 zum Beispiel betrieb der Braunauer Bürger und Bierbrauer Leonhard Tobler einen Bräustadel in Simbach. Dieser befand sich an der jetzigen Innstraße, in etwa gegenüber der Stelle, wo man heute die Pizzeria O Sole Mio findet. Es handelte sich dabei wahrscheinlich um denselben, den 50 Jahre früher Hans Preu inne hatte. Später ging diese Brauerei auf die Braunauer Brauer-Familie Ziegler über und existierte wohl noch bis ins 18. Jahrhundert hinein.

1602 wird ein der Braunauer Familie Lohner gehörender Bräustadel genannt, 1605 eine Brauerei des ebenfalls aus Braunau kommenden Sebastian Wörnhard. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts besaßen auch die Gutsherren von Ritzing eine Brauerei in Simbach. Diese war direkt am Bach an der Obersimbacher Straße gelegen. 1651 verkauften sie diese an Christoph Ebenthaler, der sie aber kurz darauf an eine Braunauer Bierbrauerstochter verpfändete. Ab 1648 gab es auch einen Bräuhausgarten an der heutigen Passauerstraße, ganz in der Nähe des Stachus. Dieser gehörte der Braunauer Familie der Prändl oder Prandl. 1725 wird an derselben Stelle die Brauerei des Braunauer Rats Stumpöck genannt. Es dürfte sich also wahrscheinlich um dieselbe Brauerei und bei Stumpöck um den Nachfolger der Familie Prandl handeln. Zu guter Letzt gab es um 1650 herum in der Nähe des heutigen Bürgerhauses noch zwei Brauereien, die direkt nebeneinander lagen. Eine gehörte Paulus Wichenhammer, die andere Tobias Göpfinger. Auch diese beiden waren Braunauer Bürger.

Ein Prosit aus Simbach, um 1905

Ein Prosit aus Simbach, um 1905

Gab es also schon zu dieser Zeit eine lange Reihe von Brauhäusern in Simbach, so gehörten sie doch fast ausschließlich Braunauer Bürgern. Der Großteil des Bieres wird also wohl zum Stillen des Durstes der Einwohner von Braunau bestimmt gewesen sein. Doch auch die Simbacher hatten schon damals ihr eigenes Bier. Auch nachdem spätestens im 18. Jahrhundert die genannten Bräustadeln nach und nach aufgelöst wurden, blieb die eine, ureigene Simbacher Brauerei erhalten. Es handelte sich dabei um den Bräu im Moos.

Dieses heute noch – bzw. wieder – an selber Stelle existierende Haus gab es wohl schon im 16. Jahrhundert. Erstmals wird es 1602 erwähnt, sein Inhaber hieß damals Georg Niedermayer. 1636 kam das Preuhaus im Moos, außerhalb Braunau, negst des Simbachs gelegen, auf den kurfstl. Kasten Julbach urbar, sammt dem dabei vorhandenen Preugeschirr und Rechten und Zugehör an Hanns Mair. Schon kurz darauf übernahm die Familie Spinngruber die Brauerei, die für fast ein Jahrhundert und über drei Generationen deren Inhaber bleiben sollte. 1728 starb Joseph Spinngruber, und seine Witwe heiratete den Ranshofener Braumeister Franz Anton Wimbhölzl. Als dieser 1740 starb, heiratete die erneute Witwe Anton Träxler, der aber ebenfalls kurz darauf verstarb.

1743 herrschte Krieg in Simbach. Die Schlacht bei Simbach im Rahmen des Bayerisch-Österreichischen Erbfolgekrieges zerstörte große Teile des Ortes. Auch die Brauerei im Moos wurde zerstört. Im selben Jahr kaufte Caspar Baumgartner die Gebäude als Brandstätte – was bedeutet, dass er sie vollständig neu aufbauen musste. Die Familie Baumgartner betrieb die Bierbrauerei über ein Jahrhundert lang, bis ins Jahr 1840. Dann wurde sie an den Grafen von Berchem, und von diesem acht Jahre später an den Weihmörtinger Ökonomen Joseph Kirschner verkauft. Dessen Sohn Jakob, in nächster Generation Besitzer des Moosbräu, war zwischen 1878 und 1894 auch Simbacher Bürgermeister. Jakob Kirschner renovierte und erweiterte das Anwesen noch einmal. Nach seinem Tod im Jahr 1894 übernahm dessen Sohn Josef für kurze Zeit, verkaufte den mittlerweile so traditionsreichen Bräu im Moos aber schon bald darauf an Johann Ferstl aus Erding, der Brauerei und Gasthaus in den kommenden Jahrzehnten weiterführte.

Um die Jahrhundertwende kamen zum Moosbräu wieder zwei neue Simbacher Brauereien hinzu, die beide heute noch als Gasthäuser existieren: der Wimmer Weißbräu und der Gasthof Göttler. Beide waren Weißbierbrauereien, die schnell zu großer Beliebtheit kamen. Die Brauerei Göttler war die Nachfolgerin der Weißbierbrauerei Zach, die schon 1885 in Simbach gegründet worden war. 1901 wurde diese von der Familie Göttler übernommen und weitergeführt. Die Brauerei wurde 1967 eingestellt, das Gasthaus Wimmer hatte seine schon 1965 beendet. Im Moosbräu war das Bierbrauen schon nach dem Verkauf an die Familie Bachmaier im Jahr 1913 aufgegeben worden und das Anwesen nur noch als Gasthaus weiterbetrieben worden (im Jahr 1994 wurde es abgerissen und ab 1999 wiederum als Gasthaus neu errichtet). Damit war die lange Simbacher Brautradition zu Ende gegangen. (jk)

 

Literatur
Groß: Chronik von Simbach am Inn und Umgebung, S. 116-124.
Hiereth; Vierlinger: Die Geschichte der Stadt Simbach am Inn, S. 50-53.
Simbacher Zeitung v. Feb./März 1907.
Website des Gasthofs Göttler (www.goettler-simbach.de/ueber-uns.html)
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