Seit 1834 gibt’s hier Medizin – Stadt-Apotheke feiert 175-jähriges Bestehen

Markant steht das große Gebäude der Stadt-Apotheke inmitten der Stadt. Bereits sieben Jahrzehnte existierte das ortsprägende Haus, als daneben das Rathaus im Jugendstil erbaut wurde. 2009 kann die Stadt-Apotheke nun ein besonderes Jubiläum feiern: Vor 175 Jahren erhielt Joseph Schmidbauer die Genehmigung zur Errichtung dieser Apotheke.

Die Simbacher Chronik aus dem Jahr 1864 schreibt dazu: Im Jahre 1834 machte sich ein Apotheker hier ansässig, welcher 1836 ein großes Wohnhaus erbaute. […]

Ansicht der Christin'schen Apotheke in der Innstraße, um 1915

Die Christin’sche Apotheke um 1915

Es war der 17. März 1834, als Joseph Schmidbauer aus Winzer jene Erlaubnis erhielt. Der damals aufstrebende Grenzort hatte den Pharmazeuten angelockt. 1836 erbaute er das Apothekerhaus in der Innstraße. In der Stadt-Apotheke ist ein handgeschriebener Brief vom 21. November 1838, verfasst von Richard Scharrer, erhalten, in dem es unter anderem heißt: Die Apotheke wurde 1836 in dieses Haus verlagert. Damals befand sich ein Vorgarten, durch den eine Treppe in den Vorplatz der Apotheke führte. Dieser Vorgarten musste 1899 wegen Verbreiterung der Innstraße und Kanalisierung des Ortes verschwinden. Im Jahre 1904 wurde ein Anbau errichtet, in dem sich das Jourzimmer (Büro) und Laboratorium befindet. 1924 wurde der Anbau unterkellert.

1834 wurde zunächst die Simbacher Apotheke von Joseph Schmidbauer in der äußeren Innstraße Nr. 28 betrieben (früher hatte die Stadt-Apotheke die Hausnummer 34, heute 16). 1836 wechselte der Apotheker in das neu erbaute Haus. Joseph Schmidbauer hatte auch die Filialapotheke in Tann inne, die im Jahre 1865 selbstständig wurde. Als hoch geachteter Bürger Simbachs verstarb er 1859. Seine Witwe Therese Schmidbauer führte die Apotheken fort, Verwalter war ihr Schwiegersohn Michael Hofmeister aus Deggendorf.

1874 ging die Apotheke auf ihren zweiten Schwiegersohn Karl Christin über, der sie bis zu seinem Tod im Jahre 1898 führte. Christin’sche Apotheke stand in großen Lettern auf dem Haus, das nun der Witwe Maria Christin gehörte. Bis 1901 verwaltete der Pharmazeut Dr. Paul Weinhart die Apotheke, bis 1903 Carl Ries und danach Robert Christin sie leitete, ein Sohn des verstorbenen Apothekers.

Großen Aufschwung nahm die Apotheke nach abermaligem Besitzerwechsel. Am 17. April 1914 erwarb Richard Scharrer aus Deggendorf das Apothekerhaus. Das inzwischen schon zum ansehnlichen Ort gewachsene Simbach bot ihm eine sichere Existenz. Mehrere Ärzte praktizierten bereits und das Vertrauen zur Medizin und zur Arznei aus der Apotheke wurde zusehends größer. Apotheker Scharrer stellte selbst noch Heilmittel her, obwohl inzwischen die pharmazeutische Industrie einen gewaltigen Aufschwung nahm.

Die Stadt-Apotheke in den 30er/40er Jahren

Die Stadt-Apotheke in den 30er/40er Jahren

1951 erhielt die Apotheke den Namen „Stadt-Apotheke“. Richard Scharrer war auch im öffentlichen Leben Simbachs eine verdiente Persönlichkeit und wurde am 11. August 1952 zum Ehrenbürger ernannt. Er verstarb am 13. Mai 1955. Seine Nachfolgerin wurde Apothekerin Thea Scharrer aus Osterhofen, eine Nichte von Richard Scharrer, die im Jahre 1972 einen großen Umbau der Apotheke vornahm.

Seit 1987 ist Heinz Braun, gebürtiger Landshuter, Inhaber der Stadtapotheke. Seit 1985 wird er von der Apothekerin Annette Redinger aus Braunau, geborene Entholzner aus Kirchdorf, und einem weiteren treuen Team unterstützt. 1999 modernisierte er die Offizin und ließ auch den Ausleger mit den stilisierten Heilpflanzen Löwenzahn, Spitzwegerich und Kamillenblüte, geschaffen von Professor Alfred Habermann, als Zeichen für ein Haus der Medizin anbringen. „Ich freue mich, wenn viele Gäste aus Simbach, Braunau und dem gesamten Umland mit uns 175 Jahre Stadt-Apotheke feiern“, so Heinz Braun.  C. Schmid

Hinweis:
Text aus: Passauer Neue Presse, Simbacher Ausgabe, vom 9.5.2009, S. 34.
Wiedergabe auf Alt-Simbach.de mit freundlicher Genehmigung der Autorin.
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