Die Einführung des Telefons in Simbach

Im Jahr 1863 wurde in Simbach eine Telegraphenstation eingerichtet. Sie befand sich in der bereits 1808 gegründeten Postexpedition in den Räumlichkeiten des Kaufmanns Aumüller. Nach Fertigstellung des Bahnhofsgebäudes wurden Post- und Telegraphenexpedition im Jahr 1871 dorthin verlagert.

Bereits kurze Zeit später wurden die ersten Telefone entwickelt und von Alexander Graham Bell zum Patent angemeldet. In Deutschland wurden die ersten Fernsprechapparate im Jahr 1877 aufgebaut und getestet. Ab 1881 wurden schließlich erste Fernsprechnetze eingerichtet; in Berlin, Breslau, Frankfurt, Hamburg, Köln, Mannheim und München. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts breitete sich das Telefonnetz weiter aus und es wurden auch Verbindungen zwischen den Städten möglich. Die Verbindung zwischen zwei Teilnehmern wurde dabei zunächst an einer zentralen Stelle, meist der Poststelle, durch das Fräulein vom Amt per Hand durchgeführt.

Auch in Simbach wurde diese Entwicklung mit Interesse verfolgt. Die Telegraphenstation wurde vor allem von den Geschäftsleuten schon seit längerer Zeit genutzt und nun begegnete man auch der neuen Erfindung aufgeschlossen. Die Gemeindeverwaltung unter Bürgermeister Anton Mühldorfer befasste sich seit etwa 1900 mit dem Gedanken eines örtlichen Telefonnetzes und berief Versammlungen ein, in denen sich Interessenten für einen Anschluss melden konnten. 1903 begann die Post schließlich mit dem Bau des ersten staatlichen Telefonnetzes in Simbach.

Im Sommer des folgenden Jahres waren die Vorbereitungen schließlich abgeschlossen und am 12. Juli 1904 wurde das Simbacher Ortstelefonnetz in Betrieb genommen. Es wurde zum Verkehre mit sämtlichen bayer. Telephonanlagen und allen württembergischen Fernsprechanstalten zugelassen. Das Ortstelephonnetz Simbach wird dem Bezirkstelephonnetz Passau angeschlossen, zu welchem die Ortstelephonnetze Arnstorf, Deggendorf, Eggenfelden, Freyung v. Wald, Fürstenzell, Grafenau, Griesbach, Hauzenberg, Hengersberg, Hutthurm, Landau a. Isar, Obernzell, Ortenburg, Passau, Pfarrkirchen, Plattling, Pocking, Regen, Spiegelau, Tittling, Vilshofen, Waldkirchen, Wegscheid und Zwiesel gehören.

Die Möglichkeit, jemanden anzurufen, war damals noch an die Öffnungszeiten der Vermittlungsstelle gebunden. Die Simbacher Umschaltestelle hatte nach ihrer Eröffnung werktags von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 19 Uhr geöffnet. An Sonn- und Feiertagen wurden Anrufe nur von 8 bis 9, 11 bis 12 sowie 16 bis 17 Uhr vermittelt.

Insgesamt 9 Anschlüsse gab es nach der Einrichtung des Telefonnetzes 1904 in Simbach: Bürgermeister und Kaufmann Anton Mühldorfer (Tel.: 6), Kaufmann Jakob Wagner (7), Kaufmann Johann Stolz (8), Hanf- und Drahtseilerei Josef Hellmannsberger sowie Elektrizitätswerk (beide 9), Gasthof Alte Post sowie Ludwig Wolf (beide 10), Rechtsanwalt Gerngroß (11), Königliches Amtsgericht (12), Güterstation (13), Königliches Straßen- und Flussbauamt (14).

Bis 1912 hatte sich die Zahl der Anschlüsse bereits auf 24 erhöht. Folgende Personen und Einrichtungen waren nun telefonisch zu erreichen: Kaufhaus Rudolf Grüneis (6), Kaufmann Jakob Wagner (7), Kaufhaus Johann Stolz (8), Eisen- und Kohlenhandlung Josef Graf (9), Gasthof Alte Post (10), Rechtsanwalt Gerngroß (11), Amtsgericht (12), Güterstation (13), Straßen- und Flussbauamt (14), Gasthof zur Traube (15), Fabrikbesitzer Josef Scheiblhuber (16), Getreidehändler Anton Weideneder (17), Gasthof Greiner (18), Gendarmeriestation (20), Cafetier Albert Kerl (21), Bäckermeister Peter Schmidt (22), Handwerker- und Gewerbe-Kreditgenossenschaft (24), Mühlbesitzer Georg Eiblmaier (25), Buchdruckerei und Verlag Alois Lehner (26), Gasthof Passauer Hof (27), Gastwirt Georg Schätz (28), Bahnstation (30), Rentamt (31), Spediteur Martin Stolz (32).  (jk)

 

Literatur
Simbacher Zeitung, 12.07.1904.
Adress- und Geschäfts-Handbuch von Simbach, Griesbach, Rotthalmünster und Kösslarn 1912/13, S. 29.
Hiereth; Vierlinger: Die Geschichte der Stadt Simbach am Inn, S. 155 f.
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