Simbach am Inn und die Eisenbahn

Bahnhof und Bahnhofsplatz mit Postgebäude

Bahnhof und Bahnhofsplatz mit Postgebäude

Schon seit den 1830er Jahren gab es in der königlich bayerischen Regierung Überlegungen, eine Eisenbahnverbindung nach Österreich einzurichten. Man erkannte die Zweckmäßigkeit und Wichtigkeit einer Ost-West-Verbindung und konzentrierte sich zunächst auf eine mögliche Verbindung zwischen München und Salzburg. Von österreichischer Seite war diese bis Wien weiterzuführen. In Österreich fand dieser Plan allerdings keinen Zuspruch. Hier war man sich darüber einig, dass die zu bauende Eisenbahnlinie von Wien über Linz, später auf bayerischer Seite eventuell weiter nach München führen sollte. Doch Salzburg als Grenzbahnhof war hier nicht von Interesse.

Dennoch wurde 1856 zwischen Bayern und Österreich ein Staatsvertrag über den Bau einer Eisenbahnlinie auf der Strecke München-Salzburg-Wien abgeschlossen und diese bis 1860 auch gebaut. Durch ungünstige Streckenführung und ungenügenden Ausbau war sie für ein größeres Verkehrsaufkommen aber nicht tauglich. Daher gingen die Diskussionen über eine neue Linie durch das Inn- oder Rottal in den nächsten Jahren weiter.

1863 entschied sich die Generaldirektion der königlich bayerischen Staatseisenbahnen für eine Bahnverbindung durch das Inntal und zwar über München, Neuötting, Simbach sowie auf der österreichischen Seite weiter über Braunau nach Neumarkt. Durch diese Trasse konnte die Reisezeit zwischen München und Wien um 13 bis 14 Stunden verkürzt werden. Bei der österreichischen Kaiserin-Elisabeth-Bahn, einer Aktiengesellschaft, die den Bau der Eisenbahnstrecken in Österreich verantwortete, war man skeptisch. Der Bau des österreichischen Parts der Verbindung kam daher zunächst auf bayerisch-österreichische Privatinitiative zustande.

Als nächstes folgte nun eine Diskussion zwischen den beiden Nachbarstaaten, auf welcher Seite sich der Bahnhof befinden sollte: in Simbach oder in Braunau. Im April 1867 konnte man sich schließlich einigen und Simbach sollte die Grenzstation bekommen. Dadurch, dass die Kaiserin-Elisabeth-Bahn im Jahr 1870 auch die Bahnstrecke bis Braunau in ihren Besitz übernahm, stieg die Bedeutung dieser Entscheidung noch einmal wesentlich, da der zu bauende Bahnhof nun offizielle Grenz- und Wechselstation (zwischen bayerischem und österreichischem Fahrdienst) werden sollte. Der Bau dieses Bahnhofs auf bayerischer Seite war eine für Simbach wichtige Entscheidung, da seine Existenz auf einer international bedeutenden Strecke wesentlich zum Wachstum der kleinen Gemeinde beitragen sollte. Deutlich wird dies auch an der Aussage des Generaldirektors der bayerischen Staatseisenbahnen: Die Übergangsstation Simbach tritt bezüglich des Geschäftsumfanges in die Stelle ein, welche bisher Salzburg eingenommen hat und es wird die Besetzung dieses Amtes als Norm für Simbach zu dienen haben.

Ansicht der Eisenbahnbrücke zwischen Braunau und Simbach

Ansicht der Eisenbahnbrücke zwischen Braunau und Simbach

Anfang 1869 wurde auch der Bau der Eisenbahn-Innbrücke zwischen Simbach und Braunau als eiserne Fachwerkbrücke auf Steinpfeilern beschlossen. Mitte des Jahres begann man mit der Planung des Simbacher Bahnhofs, dessen Dimensionen durch seine Aufwertung als Wechselstation imposant waren, und der dann in den Jahren 1870/71 erbaut wurde. Durch Kriegseinwirkungen verzögerte sich die Eröffnung der Strecke München-Simbach-Braunau-Wien etwas, doch am 1. Juli 1871 wurde sie schließlich offiziell eröffnet.

Der Bahnhof Simbach am Inn hatte, wie bereits erwähnt, für die weitere Entwicklung des Orts eine große Bedeutung. Fast 700 Menschen waren in seiner Blütezeit im und um den Bahnhof beschäftigt, die Einwohnerzahl stieg in den ersten vierzig Jahren seines Bestehens von 2.800 auf über 4.000. Zwischen 1883 und 1896 machte auch der Orient-Express in Simbach Halt. Simbach wurde so für lange Zeit zu einem Eisenbahnerort.  (jk)

Lesen Sie auch: Das Simbacher Bahnhofsgebäude

 

Literatur
Hiereth; Vierlinger: Die Geschichte der Stadt Simbach am Inn, S. 121–126.
Vierlinger: Unser Simbach, S. 55–66.
Jobst: Vorgeschichte der Eisenbahnlinie München–Simbach, Teil 1 und 2.
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